Dies ist ein recht weitläufiges Gebiet und wirkt sicher oft etwas trocken und theoretisch. Ich verspreche dir aber, lieber Hängematten-Camper, dass es sich lohnt, dieses Kapitel durchzulesen, da ich denke, dass du hier wertvolle Tipps findest, die du in der Praxis anwenden kannst.
Ich verwende bewusst Begriffe, wie sie beim Klettern oder in Abenteuer-Parks verwendet werden, da diese mir auch hier geeignet erscheinen, um Klarheit zu schaffen. Mit dem Begriff "Anschlag" ist die Anbringung deiner Verbindung der Hängematte/des Dachs zum Tragwerk (Baum, etc.) gemeint. Das "Verbindungsmittel" ist das Material, das du nutzt, um diese Verbindung herzustellen. Nach diesen Verbindungsmitteln ist dieses Kapietel auch geordnet. Also los geht's:
Verbindung mit Seilen
Die traditionellste Art, die Hängematte mit dem Tragwerk zu verbinden, ist das Seil. Ein Seil ist aber nicht gleich Seil. Die Seilkunde ist ein Riesen-Thema, dass ich hier nur ansatzweise und auf unseren spezifischen Zweck bezogen behandeln werde.
Welchen Seiltyp verwende ich am Besten? Üblicherweise werden Kunststoffseile beim Hängematten-Camping verwendet. Prinzipiell sind natürlich auch Seile aus Naturfasern (Hanf, Sisal, etc.) möglich, solche Seile sind aber bzgl. der Bruchfestigkeit schwerer zu beurteilen, sind reibungsanfälliger und können sich bei schlechteren Witterungsbedingungen dehnen und leichter verrotten. Bei den Kunststoffseilen gibt es sog. statische Seile (die nicht oder kaum nachgeben) und dynamische Seile (die deutlich nachgeben bei Belastung). Persönlich bevorzuge ich statische Seile, da lässt sich die Distanz der zwei Tragwerke für meine Hängematte besser einschätzen. Manche mögen allerdings den nachgebenden "swingenden" Charakter eines dynamischen Seiles. Im Allgemeinen muss man dabei die Tragwerks-Distanz erhöhen und die Anschläge deutlich höher ausführen. Es gibt die u.a. im Klettersport üblichen Kernmantelseile (also Seile mit tragender Kernstruktur und einem schützenden Mantel drumrum), die sich generell natürlich auch super für Hängematten-Aufhängungen eignen. Persönlich allerdings verwende ich jetzt schon seit zwei Jahren intensiv ein einfaches Seil aus dicken Nylon-Litzen, das hält soweit auch prächtig, obwohl es über Monate an ziemlich scharfem Kantholz gehangen hat. Kontrolle ist besser als Vertrauen: schau dir dein verwendetes Seil regelmäßig an, ob Brüche oder Abschürfungen dran sind. Dann ist ggf. dein Urteilsvermögen gefragt: behalten oder neu kaufen? Für mich selbst kann ich da nur sagen: ich schlafe mit halb kaputten Seilen viel schlechter und will einen Absturz deswegen keinesfalls riskieren.
Welche Seilstärke benötige ich? Ein sehr mathematisches Thema, leider. Ich bin nämlich mathematisch sehr unbegabt. Die Seilstärke ist bei den meisten konventionellen Seilen angegeben, allerdings bezieht sich die Angabe auf eine SENKRECHTE Aufhängung, wir müssen uns also umrechnen, was das für unsere Hängematten-Aufhängung bedeutet. Da die Hängematte an ZWEI Seilen hängt, muss man die Belastung natürlich auch durch zwei teilen. Um die ganze Sache möglichst abzukürzen, nehmen wir der Einfachkeit halber an, du wiegst 80kg und hängst deine Hängematte so auf, dass die Seile in einem Winkel von 30° zur Horizontalen hängen (was nicht unrealistisch ist). Die Belastung ist nun jeweils 100%, also 80kg pro Seite. Die Belastung erhöht sich, je straffer du deine Hängematte spannst. Zusätzlich -WAS VIELE VERGESSEN! - reduziert jeder Knoten und jede harte Ecke im Seil die Bruchlast! Andererseits sind die Seile oft um ein Vielfaches mehr an Bruchlast getestet als nachher angegeben ist. Fazit für unser Beispiel: ein Seil mit ca. 150 - 200kg Bruchlast sollte eigentlich ausreichen, wenn man seine Hängematte nicht gerade auf Hochspannung aufhängt.
Wie befestige ich mein Seil? Man lernt aus Erfahrung. Wie oft habe ich früher meine Seile mit irgendwelchen Murksknoten befestigt und danach beim Abbau ewig gebraucht, um sie wieder loszuknoten! Ein bisschen Knotenkunde hilft hier weiter, wobei es diverse brauchbare Techniken gibt. Hier meine aktuell bevorzugte Variante: ich knote mir bereits vor der Aufhängung der Hängematte ein bis zwei Schlaufen mit einem "Palstek" in mein Seil. Dieser Knoten bildet Schlingen, die sich nicht zusammenziehen. In diese Schlinge(n) hänge ich dann meine Hängematte. Als Anschlag lege ich das Seil ums Tragwerk, nehme dann das Seil doppelt und knote einen "doppelten Sackstich" (ist eigentlich nichts anderes als ein doppelt geführter "normaler" Knoten). Das Knotenende ist dann eine Schlaufe. Diese knote ich sicherheitshalber per Sackstich nochmals um das straffe Hängemattenseil. Der Knoten ist nun bombenfest, lässt sich aber durch ruckartiges Ziehen am Seilende innerhalb von Sekunden öffnen. Ein weiterer Anschlagsknoten ist der "Mastwurf" (auch: Webleinenstek). Einfach zu knoten, zu öffnen und nachzujustieren. Hält allerdings nur, wenn Zug auf dem Seil ist. Daher sollte man diesen Knoten zusätzlich sichern, sobald das Seil in der richtigen Position ist.
Ein brauchbares Seil solltest du in jedem gut sortierten Baumarkt finden. Kalkuliere mit 2x 2,5 bis 3 Meter, das sollte im Normalfall reichen. Wenn dein Tragwerk dicker ist, such dir ein anderes; du brauchst keine meterdicken Bäume für deine Hängematte. Solltest du dein Seil selbst schneiden, verschweiße die Enden (Feuerzeug), sonst dröseln sie sich mit der Zeit auf. Im Internet findest du meist deutlich längere Seile, z.B.
Polypropylenseil 8mm, 700kg Bruchlast, 20m*
Bitte bedenke auch, dass Seile keine Kinderspielzeuge sind. Es kam schon mehrfach zu ernsthaften Strangulationen, also bewahre lose Seile immer außer Reichweite von Kinderhänden auf!
Bandschlingen, Abspannbänder
Na, keinen Bock auf blöde Knoterei? Über Bruchstärken willst du dir auch möglichst keine Gedanken machen müssen? Dann sind vielleicht die hier erwähnten Verbindungsmittel die Richtigen für dich.
Eine Bandschlinge ist ein hochfestes Band aus Kunststoffgewebe, das an den Enden vernäht ist. Sie findet vielfältigen Einsatz im Klettersport und wird auch hauptsächlich von Anbietern aus diesem Bereich angeboten. Die Belastbarkeit wird häufig in KN (Kilo-Newton) angegeben. Hänge zwei Nullen dran und du hast die Kilobelastung, die meistens 1000kg übersteigt. Das sollte wohl für unsere Zwecke reichen. Der Anschlag erfolgt üblicherweise per "Ankerstich". Klingt komplizierter, als es ist: die Schlinge einmal ums Tragwerk drumrum legen und dann die eine Schlinge durch die andere ziehen, fertig! Idealerweise - wenn der Abstand stimmt - kannst du dann direkt deine Hängematte dranhängen. Wenn der Abstand nicht stimmt, ist etwas Kreativität gefragt: eine Schlinge mehr um den Baum? Zusätzlicher Knoten? Je nach Situation, würde ich sagen. Bandschlingen haben noch einen weiteren Vorteil: sie rutschen an glattem Tragwerk (z.B. runder Metallpfosten) kaum ab. Man kann auch noch einen zusätzlichen Bremsknoten einbauen. Auf diese Art kannst du deine Hängematte beispielsweise auch an einer waagerechten glatten Metallstange befestigen, ohne dass die Anschläge verrutschen! Eine gewisse Länge der Bandschlinge ist natürlich für unsere Zwecke erforderlich, um flexibel zu sein. Das kostet etwas mehr als die Lösung mit Seilen, aber kann vieles vereinfachen! Hier ein paar Produkte von mir bekannten namhaften Herstellern:
Eine ähnliche, durchaus elegante Methode der Befestigung bieten konventionelle Abspanngurte, wie sie z.B. zum Abspannen von Lasten auf dem Autodach oder -anhänger verwendet werden. Diese verfügen an einem Ende über eine metallene Klemme. Für den Anschlag führst du erst das freie Gurtende durch die Klemme, so dass du eine Art Bandschlinge erhältst. Dann fixierst du diese Schlinge wie beschrieben per Ankerstich an deinem Tragwerk, und zwar so, dass die Klemme nachher in deine Richtung schaut. Nun hängst du die Hängematte ein und kannst sie ganz einfach beliebig spannen, wenn du das freie Gurtende weiter durch die Klemme ziehst. Du kannst natürlich auch den Gurt um den Baum legen, durch die Klemme führen, fest zuspannen, so dass der Gurt fest am Baum fixiert ist, am freien Bandende eine Schlaufe oder einen Karabiner einbinden und dann da die Hängematte einhängen. Abspanngurte findest du hier:
Spanngurt (Zurrgurt), versch. Größen und Stückzahlen, Last max. 250kg*
Aufhänge-Sets
Der Markt bietet außerdem speziell für die einfache Aufhängung von Hängematten hergestellte Aufhänge-Sets in verschiedenen Ausführungen. Diese bestehen meist aus vorgenähten robusten Bändern oder Bandschlingen, Schnallen zum Anziehen, Karabinern und gelegentlich sind auch Baumschoner sowie weiteres Zubehör mit dabei. Diese Sets sind natürlich die einfachste, aber auch die teuerste Befestigungslösung. Hier stelle ich ein paar dieser Sets vor:
- Matadores; Aufhängegurte, flexibel verstellbar mit Schnalle*
- Overmont; Aufhängegurte mit 18 Schlaufen*
Weiteres Zubehör
Hier findest du außerdem weiteres Zubehör, das für die Aufhängung deiner Hängematte interessant sein könnte:
Weiter mit:
*Diese Seite enthält Links zu Artikeln, die von amazon.de oder globetrotter.de angeboten werden. Bei Verkäufen, die auf diese Links zurückzuführen sind, erhalte ich eine Provision. Der Verkaufspreis bleibt für dich unverändert.